Der Bodnath-Stupa in Kathmandu
Nepal liegt im Himalaja, sozusagen mittendrin, begrenzt im Süden von Indien und im Norden von China. Was einst dem Reisenden so unerreichbar erschien, gehört heute zu den Angeboten der großen Touristikunternehmen. Und in diesem Land der Berge – acht der zehn höchsten Berge der Welt befinden sich in Nepal – liegt die alte Königsstadt, die jetzige Hauptstadt von Nepal: Kathmandu.
Sie ist berühmt wegen ihres überwältigenden Mahradschapalastes mit den über 600 Tempeln. Hohe Berge bilden den Rahmen für das gesamte Tal des Kathmandu. Wer hindurch kommen will, muss zuvor durch die einzige Schlucht, die das Tal durchschneidet, um hinein zu gelangen. Der Legende nach ist das 1400 Meter hohe Tal durch Shiva entstanden, der es entwässert haben soll. Das Tal selbst ist üppig grün und sehr fruchtbar, wahrscheinlich weil sich hier einst ein See befand. Im Nordosten von Kathmandu, ganze 8 km von Zentrum der alten Stadt entfernt, befindet sich der Bodnath, der wegen seiner großen Stupa weit über die Landesgrenzen bekannt wurde. Noch immer ist der Bodnath eines der bedeutendsten buddhistischen Heiligtümer des Kathmandutales. Nicht nur buddhistische Pilger aus Nepal und den umliegenden Regionen pilgern zu ihm, auch Reisende aus der gesamten Welt möchten einmal den Bodnath gesehen haben. Läuft man von Zentrum der Hauptstadt weiter in Richtung Norden, erreicht der Reisende einen Vorort.
Inmitten der kreisförmig angelegte Häuser und der prachtvollen neuen Klöster, umgeben von vielen kleinen Läden, in denen unzählige farbenfrohe Souvenirs angeboten werden, befindet sich die Stupa Bodnath. Die Stupa erreicht der Reisende durch eine kleine Stichstraße. Doch zuvor lenken die schönen farbenprächtigen, alten Häuser mit den reichen, vielfältigen Verzierungen aus der Zeit des Newari Baustils die Aufmerksamkeit auf sich. Hat man die kleinen Gassen und die vielen Tauben auf den Plätzen inmitten von Menschen verlassen und die Stichstraße gefunden, heißt es nun, immer links herum. Im Uhrzeigersinn gehen heißt, der Kora folgen und das bedeutet, einen lebenden Buddha um Schreiten, denn das bringt Glück. Deshalb geht jeder Pilger und jeder Reisende im Uhrzeigersinn um die Stupa Bodnath.
Der Stupa steht auf drei übereinander angelegten Terrassen, so dass das Heiligtum über Treppen erreichbar ist. Auf der ersten Ebene befinden sich große Gebetsmühlen, die die Gläubigen im Uhrzeigersinn drehen. Darauf steht eine weiße Halbkugel mit einem rechteckigen Kasten, dem auf jede Seite, die Augen des Buddhas gemalt wurden. Der Stupa besitzt einen Durchmesser von 40 m und ist 40 m hoch. Wie ein Hut steht der Turmaufsatz auf dem Kasten aus dreizehn Scheiben. Die Zahl Dreizehn symbolisiert die dreizehn Himmel des Buddhismus. Über all dem flattern im Wind die bunten Gebetsfahnen der Gläubigen. Im Morgengrauen und zur Abenddämmerung finden sich der Tradition gemäß, viele Buddhisten ein, um das Bauwerk zu umrunden. Nach alten Brauch werden in bestimmten Vollmondnächten zigtausende Butterlämpchen auf den Terrassen entzündet, um der Stupa den Grundriss eines Mandals zu geben.
Einmal im Jahr weißen Mönche den halbkugelförmigen Kegel, um dann pünktlich zum Neujahrsfest, seine Bögen mit Safran zu erneuern. Wunderschön ist der Anblick des Stupa bei Nacht, wenn die Mönche rund um den Stupa Laternen anzünden. Ein Stupa ist ein Grabmal. Was für uns wie ein weißer halbmondförmiger Steinklotz aussieht, ist ein mit Reliquien gefüllter Grabstein. In Indien und Nepal existieren viele verschiedene Stupas, große und kleine. Sie stellen ein zentrales Symbol des Buddhismus dar. Es gibt sie bereits seit 200 Jahren. Für den Bau der großen Stupa Bodhnath wurden 12 Jahre gebraucht. Deshalb feiern die Menschen in Kathmandu an der Bodnath Stupa alle zwölf Jahre das 12 Jahres–Fest.